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Micha Brendel

Der Hauptakzent seiner künstlerischen Arbeit der "Verschriftungen" liegt darin, die Faszination des Kosmos` Schrift zu erinnern, zu beleben und zeitgemäß bildkünstlerisch zu durchdringen. Entgegen dem Kanon, mit Schrift versprachlichte Gedanken zu codieren, liegen die Akzente seiner Arbeiten auf der bildhaften Präsenz von Schriftzügen, erfundenen Buchstaben, Zeichen, Schreibrhythmen, Kürzeln, Flecken und Färbungen. Die direkte, buchstäbliche Lesbarkeit von Inhalten durch Buchstaben und Zeichen wird aufgegeben, zugunsten einer vielgestaltigen, überlagerten Bildsprache. Geschickt wird der Betrachter auf die Fährte des Lesen-und-Verstehen-wollens geführt, um dann, zunächst irritiert, die erweiterte Welt vom Schreiben zu Schriftbildern wahrzunehmen. Die verwendeten Schreibflüssigkeiten, Untergründe und Schreibgeräte knüpfen an historische an, aber auch Schreibmaschinen und Drucker kommen zu Einsatz. Selbst hergestellte Tinten, Wachse, Harze, Öle und andere ungewöhnliche Materialien wie Rost, Blut, Ei, Ruß, Chemikalien rücken den Prozess des „Verschriftens“ in die Nähe alchemistischer Verfahren. Die Bildtitel, die wenig erklären und viel verrätseln, bilden eine weitere Ebene der Auseinandersetzung. Die Wort- und Sprachspiele verweisen auf sprachliche Viel- und Uneindeutigkeiten in der menschlichen Kommunikation, stellen die kanonisierte Beschreibwelt auf den Kopf, schaffen Raum für ironische Kommentare. Und sie geben Anreiz, der Verflechtung von Sprache, Schrift und Bild nachzuspüren.

Lebenslauf

1980 - 82
Volontär und Szenenbildassistent im DDR-Fernsehen Abendstudium Malerei /Grafik an der Kunsthochschule Berlin
1982 - 87
Studium Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Prof. Günter Hornig
1984 - 90
Gründungsmitglied und Auftritte der „Auto-Perforations-Artisten“
1984 - 87
Herausgeber der unabhängigen originalgrafischen Künstlerzeitschrift „U.S.W.“
seit 1987
freiberuflicher Bildender Künstler in Berlin
seit 2012
Bildender Künstler, Verschrifter, Kurator und Autor in Hohendorf/ Mark

Referenzen

1998
“Das XX. Jahrhundert - ein Jahrhundert Kunst in Deutschland“, Hamburger Bahnhof, Berlin
2002
„Klopfzeichen“ Museum Bildende Künste Leipzig, Museum Folkwang Essen
2009
„Art of Two Germanys/ Cold War Cultures“ Los Angeles County Museum of Art, German. Nationalmuseum Nürnberg, Deutsches Historisches Museum, Berlin
2010
„Auf Leben und Tod“ Wallraf-Richartz-Museum, Köln
2012
„Geschlossene Gesellschaft“ Berlinische Galerie
2013
„Ausweitung der Kampfzone“ Neue Nationalgalerie Berlin
2016
”Gegenstimmen” Martin-Gropius-Bau, Berlin
2017
„Geniale Dilletanten“ Albertinum Dresden „Hinter der Maske“ Museum Barberini, Potsdam
2019
„point of no return“ Museum der Bildenden Künste Leipzig